Azobe (Bongossi)

Lophira alata, Ochnaceae

Das Azobe oder auch Bongossi genannt, gehört zu den besonders schweren sowie harten Hölzern Westafrikas und zu den weniger Arten, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Holzschädlinge, häufig auch gegen solche im Meerwasser, aufweisen. Dieser Eigenschaften entsprechend, besitzt Azobe eine typisch „technische" und durch andere Werkstoffe kaum ersetzbare Anwendung in oft spezifischen Verwendungsbereichen.

Botanische Bezeichnungen

Lophira alata, Familie der Ochnaceen (siehe "Anmerkungen").

Natürliche Verbreitung

Afrika (Elfenbeinküste, Gabun, Ghana, Äquatorialafrika, Kamerun, Kongo, Liberia, Nigeria, Sierra Leone, Zaire, Zentralafrikanische Republik).

Weitere Handelsnamen
Akoga, Bonkole, Eba, Kaku (siehe "Anmerkungen").
Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1
AZO
Beschreibung
Stammform
Überwiegend zylindrisch, teils mit Krümmungen; astfreie Längen bis 30 m und Durchmesser bis 1,6 m.
Farbe und Struktur des Holzes

Splint um 3 cm breit, grau bis blaß braun; Vorkernzone (ähnlich Reifholz) bis 7 cm breit und rosabraun oder hellrot; Kernholz rotbraun mit leicht violetter Tönung, später schokoladenbraun nachdunkelnd und ungeschützt im Freien oberflächlich vergrauend. - Poren grob, zerstreut und im Kern durch helle Inhalte auf allen Schnittflächen das Holzbild am stärksten beeinflussend (außer im Splint und Vorkern). - Speicherzellen im Querschnitt in schmalen, tangentialen Bändern, 1 bis 2 je mm, als helle, leicht wellige Linien gut erkennbar und auf tangentialen Längsschnitten eine schwache Fladerung erzeugend. - Holzstrahlen ohne Einfluß auf das Holzbild. - Wechseldrehwuchs stark und meist unregelmäßig. - Trockene Hölzer ohne besonderen Geruch.

Gesamtcharakter
Dunkel rotbraunes Holz mit deutlicher Porung, hornig glatter Oberfläche und sehr schwer.
Abweichungen
Gewundener Kernverlauf mit versetzten Innenrissen; im inneren Kernholz kann, durch Standort und Überalterung bedingt, Weißlochfäule vorkommen.
Handelsformen
Rundholz: Durchmesser 0,6-0,6-1,6 m; Längen 4-14 m. Importschnittholz: Stärken ab 40 mm aufwärts und in zahlreichen Spezialabmessungen; auch aus hiesigem Einschnitt. Sonderzwecke: Streifen für geflochtene Zäune, Blenden und Matten sowie für Straudielen, Roste, Rollmatten, Bagger- und Baumatratzen; Spundbohlen, Lagerhölzer, Schwellen, Spaltenböden, Holzpflaster und Industrieparkett; Rebpfähle (mit Manschetten).
Gewicht
- ungetrocknet (Rundholz)

ca. 1200-1300 kg/cm³

- darrtrocken
ca. 1,0 g/cm³
Druckfestigkeit (lufttrocken)
ca. 95 N/mm²
Biegefestigkeit (lufttrocken)
ca. 170 N/mm²
Eigenschaften
Sehr schweres Holz mit besonders hohen Festigkeitseigenschaften, das wegen der großen Rundholzmaße eine günstige Ausnutzung ermöglicht. Azobe (Bongossi) ist trotz der Härte im frischen Zustand mit bestückten Werkzeugen gut zu bearbeiten, wobei der Aufwand an Kraft und Zeit größer ist als bei anderen Harthölzern. Die Bearbeitung schon angetrockneten Holzes erfordert wegen verstärkten Stumpfens der Werkzeuge und der erhöhten Spannungen besondere Achtsamkeit. Für eine bessere Formstabilität noch nachtrocknender Schnittware ist Riftschnitt und für das Nageln und Schrauben ein Vorbohren erforderlich; die Verwendung von Schießapparaten ist möglich. Unzureichend oder ungleich getrocknetes Holz neigt bei unregelmäßigem Faserverlauf zum Verziehen und Einreißen der Kanten. Eine Verleimung ist beschränkt möglich, verlangt aber die Zurichtung der Leimflächen bei mindestens lufttrockenem Zustand und eine Beschränkung auf möglichst kleine Werkstücke. - Die Lufttrocknung verläuft besonders langsam; die technische Trocknung ist bei nicht zu hohen Temperaturen vorsichtig zu führen. Bei jeder Trocknung ist auf eine sichere und sorgfältige Stapelung zu achten, damit vor allem durch unregelmäßigen Faserverlauf bedingte Spannungen nicht zu starken Qualitätsminderungen führen; als Trocknungsfolgen können, in Abhängigkeit vom Querschnitt und Wechseldrehwuchs, Verziehen, Kanten- und Oberflächenrisse auftreten.
Azobe (Bongossi) zählt auch im trockenen Zustand zu den Arten mit langer Widerstandsfähigkeit gegen Feuer. Der natürliche Widerstand des trockenen Kernholzes gegen den Befall von Insekten, Termiten und Pilzen ist sehr groß. - Hervorzuheben ist außerdem die Resistenz des Kernholzes gegen Bohrmuscheln (Teredo), vor allem in nicht-tropischen Gewässern. Überdurchschnittlich hoch ist auch die Haltbarkeit des Holzes gegen Säuren.
Oberflächenbehandlung

Obgleich für die Verwendung nur selten eine Behandlung der Oberfläche notwendig ist, können Lasuren oder Wachse verwendet werden. Dagegen halten Ölfarben, obwohl oft normal trocknend, nur ungenügend. - Unbehandelte Flächen werden im Freien durch Bewitterung hellgrau; die ursprüngliche Färbung ist dann nur noch durch starkes Schleifen oder Spanabnahme zu erreichen.

Verwendungsbereiche

Azobe (Bongossi) ist wegen der besonders hohen Festigkeitseigenschaften, der guten Resistenz des Kernholzes gegen Holzschädlinge aller Art und der großen Abmessungen ein für starke Beanspruchungen besonders vielseitiges Konstruktionsholz im Außenbau. Wegen der besonders hohen Dauerhaftigkeit im Wasser und im sehr feuchten Untergrund zählt es zu den bekanntesten Hölzern im Wasser- und Deichbau, wie zum Beispiel für Schleusen, Brükken, Pfählungen, Reibehölzer, Spundwände, Molen, Rammhauben, Kaianlagen, Eisbrecher, Böschungsbewehrungen und Flechtmatten. Wegen seiner hohen Abriebfestigkeit ist es gut verwendbar für Böden und Wände stark beanspruchter Lagerräume, Waggons, Schwerlast- und Schiffsböden oder als Ablaufhölzer auf Hellingen und als Sockel- oder Gestellholz in Werkhallen sowie als Lagerholz für Großbehälter und Tanks. Eine besondere Eignung besteht im landwirtschaftlichen Bauwesen für Böden (Spaltenböden), Wände und Boxen in Viehställen und außerdem für Grubenabdeckungen, Gatter und Zäune; letztere auch als geflochtene Sicht-, Schnee-, Schall- und Windschutzblenden. Für besonders stark beanspruchte Böden, wie zum Beispiel als Brückenbelag, in Werkshallen oder in Versammlungsräumen, kann Azobe (Bongossi) auch als Holzpflaster verwendet werden; gleiches gilt für Schwellen, besonders Weichenschwellen. Bei Erdkontakt ist Kernholz erforderlich.
Bei allen konstruktiven Verwendungen sind wegen der sehr hohen Festigkeitswerte erhebliche Dimensionseinsparungen gegenüber leichteren Hölzern möglich oder der Einsatz statt Beton und Metallen zu erwägen. Außerdem ist auf die geringe Wartung hinzuweisen.

Austauschhölzer
Das Bongossi (Azobe) wurde wegen seiner extremen Härte, auch als „Eisenholz" bezeichnet. Da dieser Name in vielen Regionen für sehr harte Hölzer auch anderer Arten verwendet wird, soll von solcher Bezeichnung abgesehen werden. -Außer der beschriebenen Art gibt es noch eine zweite gleicher Gattung, das „Mene" von Lophira lanceolafa, mit nur bis 8 m langen Stämmen, von Guinea bis Sudan verbreitet; es ist im Aussehen und den Eigenschaften dem Azobe ähnlich.

Anmerkungen
Für Konstruktionen im Meerwasser die südamerikanischen Hölzer Angelique/Basralocus (Merkblatt 25) und Greenheart (M. 87); für allgemeine Konstruktionen im Außenbau die afrikanischen Hölzer Alep, Bilinga (Merkblatt 46), Congotali, Eveuss, Mukulungu, Okan und Tali (M.82); die asiatischen Hölzer Yellow Balau (M. 77), Chengal, Giam, Keranji, Malas, Penaga und Resak sowie die südamerikanischen Hölzer Cumaru, Ipe, Macaranduba, Manbarklak, Urunday und Walaba.

Literatur

Burgt, C. van der: Tropisches Holz im Wasserbau. Amsterdam 1960.
C.T.F.T.: Monographie de Azobe. Nogentsur-Marne 1954.
Dahms, K.-G.: Afrikanische Exporthölzer. DRW-Verlags-GmbH, Stuttgart 1978.
Miedler, K., Prütz, K., u. a.: Bongossi, Merkblatt koloniale Nutzhölzer 9, Tharandt 1940.
Willeitner, H., u. Schwab, E.: Holz-AußenVerwendung im Hochbau, Verlagsanstalt A. Koch, Stuttgart 1981.