Birken-Hölzer

Die Gattung der Birken ist mit etwa 60 Arten überwiegend in den nördlichen Waldgebieten Asiens, Europas sowie Amerikas verbreitet und nur wenige kommen noch in den nördlichen Bergwäldern Indiens bis China vor. - Die Verwendung der in Europa heimischen Birken-Hölzer ist hauptsächlich auf die Herstellung von Furnieren oder Sperrholz beschränkt und seit jüngster Zeit besteht auch ein wachsendes Interesse an Hölzern nordamerikanischer Arten sowie der Verwendung als Vollholz. In diesem Merkblatt werden die wirtschaftlich wichtigen, hier gewichtsmäßig in drei Gruppen geteilten Arten dargestellt: Für die schwerste*) Gruppe wird die nordamerikanische Yellow Birch, für die mäßig schwere**) die europäische Sandbirke und für die leichte***) Gruppe das Holz der nordamerikanischen Paper Birch näher beschrieben.

Botanische Bezeichnungen, wichtige Handelsnamen und natürliche Verbreitung

1. Betula alleghaniensis ´)
2. Betula lenta
3. Betula schmidtii

1. Gelbbirke, Yellow Birch - Südöstl. Kanada, nordöstl. USA;
2. Sweet Birch, Black Birch - Südöstrl. Kanada, nordöstl. USA;
3. Japan. Harbirke, Onoore - Japan, Korea, Mandschurei, Ostsibierien.

1. Betula maximowicziana
2. Betula pubescens
3. Betula verrucosa

1. Ostasiat. Birke, Saibada - China, Japan;
2. Einheim. Birke, Moorbirke - Nördl. Europa, Kleinasien;
3. Einheim. Birke, Sandbirke - Europa außer Griechenland, Portugal und Spanien.

1. Betula alnoides
2. Betula papyrifera
3. Betula populifera

1. Indische Birke, Layang - Nordindien bis Westchina;
2. Paper Birch, Pabier Birke - Nordamerika mit Alaska;
3. Gray Birch, Wire Birch - Nordamerika ohne Alaska.

(in den obigen Gewichtsgruppen nach botanischen Namen alphabetisch geordnet)
´) Betula lutea (alte Bezeichnung)
Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1

Moor- und Sandbirke: BI
Sweet- und Yellow Birch: BIA

Beschreibung
Stammform
Abmessungen und Form stark vom Standort abhängig; in geschlossenen Beständen mit astfreien Stämmen bis 8 m, selten auch bis 10 m und mit Durchmessern bis 0,6 m; Yellow Birch und Paper Birch können maximal auch Längen bis 15 m und Durchmesser bis 1 m erreichen.
Farbe und Struktur des Holzes

Die Birken-Hölzer können einander so ähneln, besonders strukturell, daß auch mikroskopische Vergleiche keine Unterscheidung ermöglichen. Es werden daher alle Arten gemeinsam beschrieben und Abweichungen bei Farbe und Dichte besonders erwähnt. - Die europäischen Arten sowie die ostasiatische „Saibada" und alle Hölzer der leichten***) Gruppe bestehen grundsätzlich nur aus blaß gelblich- bis rötlichweißem Splintholz, das in sehr alten oder geschädigten Bäumen auch eine kernähnliche, bräunliche Farbe annehmen kann. Dagegen entwickeln starke Stämme der schweren*) Gruppe ein fast regelmäßiges, hell- bis dunkelbraunes und einem Kern ähnliches Holz, das von einem 7 bis 13 cm breiten, hellfarbigen Splintring umgeben ist. - Poren zerstreut, fein bis mittelgroß, auf glatten Querschnitten als helle Punkte und auf Längsflächen als sehr feine Rillen noch erkennbar. - Holzstrahlen fein und auch als Spiegel das Holzbild nicht beeinflussend. - Speicherzeller vereinzelt, zusammen mit einer sehr schmalen, dunkleren Spätholz-Zone als feine Fladern das Holzbild, besonders der harten und mittelharten Hölzer, belebend. (Besondere Wuchsformen siehe "Abweichungen").

Gesamtcharakter
Alle Birken-Hölzer zeichnen sich, wenn ohne Struktur-Abweichungen, durch eine fein-poröse, glatte und oft seidig schimmernde Oberfläche aus. Die Farbe der leichten***) Arten ist überwiegend gelblich- bis rötlichweiß, die der mittelschweren**) ist teilweise und die der schweren*) Arten häufig im inneren Bereich hell- bis dunkelbraun.
Abweichungen
Eingewachsene feine Rindenteile können bei finnischen Birken eine als (Braun-) Birken-Maser bezeichnete rötlichbraune Struktur hervorrufen. -Bei gleichen Herkünften können außerdem durch unregelmäßigen Faserverlauf oder wellige Jahrringe als "Eisbirke" und "Geflammte Birke" bezeichnete Strukturen auftreten. - Als Reaktion auf die Anstiche der Wachstumsschicht durch sehr kleine, das Holz nicht schädigende Insekten entstehen häufig die rötlichbraunen "Markflecken".
Handelsformen

Rundholz nach Art und Herkunft schwankend ab 15 cm Durchmesser. Schnittholz ab 25 mm Stärke und 10 cm Breite. Parkett verschiedener Form und Herstellung. Furniere geschält und gemessert, einschließlich Maser- und Ultrafurniere. Sperrhölzer und daraus gepreßte Formteile.

Gewicht
Ungetrocknetes Rundholz kg/m³

Yellow Brich             Sand- und Moorbirke              Paper Birch

900                                   850                                 800

darrtrockenenes g/cm³

Yellow Brich             Sand- und Moorbirke              Paper Birch

0,7                                   0,61                                 0,55

Druckfestigkeit (lufttrocken) N/mm²

Yellow Brich             Sand- und Moorbirke              Paper Birch

70                                   60                                  40

Biegefestigkeit (lufttrocken) N/mm²

Yellow Brich             Sand- und Moorbirke              Paper Birch

135                                 120                                  85

Eigenschaften

Nach dieser Aufstellung gehören die einheimischen Birken der mittleren Gewichtsgruppe an, zu der auch das Holz der ostasiatischen Birke "Saibada" zählt; dei höchsten Werte erreichen die ostasiatischen Hartbirke "Onoora", die nordamerikanische "Yellow Birch" und "Sweet Birch"; die niedrigsten Werte stammen von "Paper Birch", der indischen Birke "Layang" und der nordamerikanischen "Gray Birch". Hervorzuheben ist, dass die europäischen Birken-Hölzer eine höhere Druck- und Biegefestigkeit als die schwere Rotbuche besitzen. - Die Bearbeitung aller Arten, vor allem das Hobeln, Fräsen, Drechseln, Schnitzen, Messer und Schälen ist sauber durchführbar. Beim Verleimen sind synsthetische Leime vorzuziehen. Birken-Hölzer sind besonders gut biegbar. Das Stehvermögen ist durch die meist hohen und ungleichen Schwindungswerte nur befriedigend. Dem entsprechend besteht bei allen Trocknung-Verfahren die Gefahr des Verziehens und der Rissbildung. Zur Vermeidung von Verfärbungen ist eine schnelle Übertrocknung der Schnittware und die Trocknung der Furniere erforderlich. - Alle Birken-Hölzer sind ungetrocknet durch Insekten- und Pilzbefall gefährdet; Eisen-Metalle verursachen bei Kontakt mit feuchtem Holz eine schwache Graufärbung und bei Kontakt mit frischem Zement wird dessen Abbindung stark gestört.

Oberflächenbehandlung

Birken-Hölzer können für die Innen-Verwendung mit allen Mitteln, außer Polyester-Präperaten (Trocknungsverzug möglich)behandelt werden. Matt- bis hochglänzende Flächen betonen die für Birken-Hölzer charakteristisch, durch Faser-Abweichungen verursaczhten "Lichtspiele". Helle Hölzer sind, sorgfältig gelglättet, gut beizabar.

Verwendungsbereiche

Vollholz: In dieser Form sind die schweren Hölzer sowie auch schwere Qualitäten der einheimischen Arten besonders für Kleinmöbel, Möbelteile, Gestühl, Parkett, Stufen, Spielzeug, Sportgeräte, Wagenbau, Teile von Musikinstrumenten, wie z.B. Hämmer, einsetzbar; die leichten und meist hellen Hölzer werden für Küchengeräte, Streichhölzer, medizinische Spatel, Löffel, Spulen und Lebensmittel-Kisten massiv verwenacdet.
Furniere: Vor allem die schweren, mittelschweren oder strukturell betonten Arten, wie Maser-Hölzer, im Ausstattungsbereich für Möbel jeder Art, Wand- und Deckenvertäfelungen; die schlichten Qualitäten und die leichten bis mittelschweren Hölzer, besonders in Finnland, für hochwertige Sperrhölzer und daraus gepreßte Formteile.
Außerdem besteht Verwendung als Chemie- und Faserholz.

Austauschhölzer

Technisch: Teilweise für Ahorn, Aningre/ Longhi blanc, Hainbuche, Limba, Ramin, Rotbuche; nach dem Holzbild; gebeizt als Amerikan. Mahagoni, Kirschbaum, Nußbaum.

Literatur

Anonymus: Birke; Holzeigenschaftstafel der Reichsanstalt für Holzforschung, Eberswalde; Holz als Roh- und Werkstoff 2 (10) Berlin 1939.
Betts, H.S.: Birch; American Woods, U.S. For. Serv.; Washington DC 1949.
Brisbin, R.L. & Sondermann, D.L.: Birch, an American wood. FS 221, U.S. For. Serv.; Washinton DC 1973.
Dietrichs, H.H.: Chemisch-technologische Merkblätter - Holzkunde; Sonderdruck BM, Stuttgart 1978.
Gottwald, R: Handelshölzer. F. Holzmann-Verlag, Hamburg 1958.
Grosser, D.: Birke. Informationsdienst Holz-CMA Nr. 17; Arbeitsgemeinschaft Holz, Düsseldorf 1983.
Sachsse, H.: Holzqualität von Birken. Holz als Roh- und Werkstoff 46, Berlin 1988.